Chapter 2 | Abschnitt 2 |
251)
And if a bond of marriage is broken, then a letter of separation shall be written, both by the woman and by
the man so that it is set down in writing that both parties are no longer in a bond and are free and unmarried
and can go their own way; and both man and woman have the same duties and rights in the dissolution of
the bond so that neither the man nor the woman is to be favoured; and goods and chattels as well as possessions and wealth acquired jointly by the man and woman before and during the bond of marriage shall be
allocated half to the man and half to the woman in honesty and equitableness (fairness); if there is a dispute
between the man and woman about the allocation when the bond is cancelled and if they cannot jointly find
the way to this then jurisdiction or the authority shall decide based on precise documentary evidence and also
clarify the situation in terms of goods and chattels, possessions and wealth in order to reach a wise decision
on this and to do rightfully so that each party receives the share according to his or her earnings or what they
contributed as a dowry, so neither the woman nor the man is cheated; the dowry contributed by the woman
belongs to her, and the dowry contributed by the man belongs to him, both during the bond and also when
a termination of the bond is completed; therefore it shall also be the case that after a termination of the bond
of marriage the woman and the man go their own ways, and also that the woman is not responsible for paying
for the maintenance of the man nor the man for the maintenance of the woman because after separation from
bed and board each party is responsible for providing for their own living and their own maintenance so that
equality and equitableness (fairness) may prevail. |
251)
Und wird ein Bündnis der Ehe zerbrochen, dann soll ein Scheidebrief geschrieben sein, sowohl
vom Weib wie auch vom Mann, damit in der Schrift festgehalten sei, dass beide Gatten nicht
mehr in einem Bündnis stehen und frei und unvermählt des Weges gehen können; und zur Auflösung des Bundes der Ehe haben Mann und Weib die gleichen Pflichten und Rechte, so nicht
der Mann oder das Weib bevorzugt sei; und gemeinsam durch Mann und Weib vor und
während dem Bündnis der Ehe erschaffenes Hab und Gut sowie Besitz und Reichtum sollen in
Ehrlichkeit und Billigkeit (Gerechtigkeit) je zur Hälfte dem Mann und zur Hälfte dem Weib zugesprochen sein; entsteht über die Teilung Streit zwischen Mann und Weib, wenn das Bündnis
aufgehoben wird, und finden sie nicht in Gemeinsamkeit den Weg dazu, dann soll die Gerichtsbarkeit oder die Obrigkeit unter genauer Beweisführung darüber entscheiden und auch
die Verhältnisse von Hab und Gut, Besitz und Reichtum klären, um weise darüber zu entscheiden und Rechtens zu tun, indem jedem sein ihm verdienstlich oder als Heiratsgut eingebrachter
zugehörender Teil zugesprochen wird, so nicht das Weib oder der Mann übervorteilt werde;
vom Weib eingebrachtes Heiratsgut gehöre ihr, und vom Mann eingebrachtes Heiratsgut gehöre ihm, sowohl während des Bündnisses als auch dann, wenn eine Auflösung des Bundes vollzogen wird; also sei es auch so, dass nach einer Auflösung des Bündnisses der Ehe das Weib und
der Mann ihre eigenen Wege gehen, wie auch, dass das Weib nicht für den Unterhalt des
Mannes und der Mann nicht für den Unterhalt des Weibes aufkomme, denn nach der Trennung
von Tisch und Lager (Bett) sei jeder Teil für sein Auskommen und seinen Unterhalt selbst besorgt, auf dass Gleichheit und Billigkeit (Gerechtigkeit) herrsche. |
252)
And if a bond of marriage is broken, then neither the woman nor the man shall be preferred in law if jurisdiction or the authority must decide on the break-up of the bond, rather both parties shall be subject to the same
duty and the same right; it is given, if the bond breaks up, that the children shall not be allocated either to the
woman or the man alone for their upbringing and their welfare, rather it shall be that a regulated reciprocity
shall exist so that the children stay alternately for a number of days with the mother and a number of days
with the father, so that the children are not torn in themselves and do not develop any extraneousness towards
one parent, and both parents are responsible for the children; therefore it shall be given that the children are
brought up by both parents, and also that not one parent alone but both parents, namely mother and father,
shall contribute equally to the welfare of the children; if one of the parents can be proved to be doubtful or
incapable in all things relating to the upbringing and care of the children, then the other parent shall take them
into his or her charge and bring them up and provide them with everything necessary, but it is given that they
shall not be withheld from the other parent so that the parental duty can be discharged; and in case of any
malicious violation of this then the fallible parent shall be rebuked by the authority or jurisdiction and subjected to a stern punishment; if both parents can be proved to be incapable of bringing up their children and
supplying them with everything that they require, then a decision shall be reached that they shall live in a suitable place similar to where orphans live so that they can receive a good upbringing, love and support; children
are not the property of their parents because they are in their nature free people of your kind (human beings)
with their own thoughts and feelings as well as with the right to decide of their own free will. |
252)
Und wird ein Bündnis der Ehe zerbrochen, dann soll nicht das Weib oder der Mann im Recht
vorgezogen werden, wenn über das Zerbrechnis des Bundes durch die Gerichtsbarkeit oder die
Obrigkeit entschieden werden muss, sondern beide Teile sollen zur gleichen Pflicht und zum
gleichen Recht kommen; es ist gegeben, wenn ein Zerbrechnis des Bundes erfolgt, dass die Kinder
nicht dem Weib oder dem Mann allein zur Erziehung und deren Erhalt zugesprochen werden,
sondern es soll sein, dass eine geregelte Wechselseitigkeit besteht, dass die Kinder tauschend
für eine Anzahl von Tagen bei der Mutter weilen und eine Anzahl von Tagen beim Vater, auf
dass in den Kindern keine Zerrissenheit und kein Fremdwerden gegen einen Elternteil entstehe
und beide Elternteile die Kinder in Verantwortung haben; also soll gegeben sein, dass die Kinder
von beiden Teilen der Eltern erzogen werden, wie auch sein soll, dass nicht ein Elternteil allein,
sondern beide Eltern, so Mutter und Vater, zu gleichen Teilen den Unterhalt der Kinder bestreiten;
ist ein Teil der Eltern durch Beweisführung in allen Dingen der Erziehung und der Versorgung
der Kinder zweifelhaft oder unfähig, dann soll der andere Elternteil sie in Obhut nehmen und
erziehen und mit allem Notwendigen versorgen, doch ist gegeben, dass sie dem anderen Elternteil nicht vorenthalten werden, dass die Elternpflicht vollzogen werden kann; und wird dagegen
böswillig verstossen, dann soll der fehlbare Elternteil durch die Obrigkeit oder die Gerichtsbarkeit zurechtgewiesen und einer eindringlichen Ahndung ausgesetzt werden; sind beide Elternteile durch Beweisführung unfähig, ihre Kinder zu erziehen und mit allem zu versorgen, dessen
sie bedürfen, dann soll entschieden werden, dass sie in guter Erziehung, Liebe und Versorgung
in Stätten leben sollen, ähnlich dem, wie die Waisen in geeigneten Stätten leben; Kinder sind
kein Eigentum der Eltern, denn in ihrem Wesen sind sie freie Euresgleichen (Menschen) mit
eigenen Gedanken und Gefühlen sowie mit dem Recht der eigenen freien Entscheidung. |